«Die Sprache von der Leine lassen»: Dokumentarfilm über Jelinek gewinnt den FIPRESCI-Preis 2022

Gleich drei unserer Produktionen waren zum diesjährigen 39. Filmfest München eingeladen: die sechsteilige Serie «Liberame» von Drehbuchautor Marco Wiersch, das Krimidrama «Das Licht in einem dunklen Haus» nach Jan Costin Wagners Roman sowie Claudia Müllers Dokumentarfilm über Elfriede Jelinek: «Die Sprache von der Leine lassen». Letzterer wurde mit dem FIPRESCI-Preis gekürt.

Seit 2015 verleiht der internationale Verband der Filmkritik – FIPRESCI – eine Auszeichnung auf dem Filmfest München. Der Preis wird im Rahmen der Award Ceremony stets von einer dreiköpfigen internationalen Jury an den besten Film in der Reihe Neues Deutsches Kino vergeben. Die Jury des Kritikerverbandes bildeten in diesem Jahr die Österreicherin Barbara Gasser, der türkische Journalist Engin Ertan und die Brasilianerin Enoe Lopes Pontes. Sie begründeten ihre Entscheidung wie folgt: «Die FIPRESCI-Jury des 39. Filmfest München hat entschieden, einen Film für seine herausragende Schnitttechnik auszuzeichnen, die dem Kinopublikum die Empfindungen einer umstrittenen Künstlerin näherbringt. Die Regisseurin hat eine einzigartige künstlerische Vision, die mit der Protagonistin harmoniert. Ihr Film ist ein Paradebeispiel für die Annäherung zweier unterschiedlicher Kunstdisziplinen: Film und Literatur.»

DIE SPRACHE VON DER LEINE LASSEN

Vielschichtiges, assoziatives Filmdokument, das Widersprüche umarmt und sich visuell den Montagetechniken der Nobelpreisträgerin nähert.

Wunderkind, Skandalautorin, Vaterlandsverräterin, Theaterfurie, Feministin, Modeliebhaberin, Kommunistin, Pessimistin, Sprachterroristin, Rebellin, „Enfant Terrible", Nestbeschmutzerin, geniale, verletzliche Künstlerin, Nobelpreisträgerin. Der Film über Elfriede Jelinek, die 2004 als erste österreichische Schriftstellerin mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurde, stellt ihren künstlerischen Umgang mit Sprache in den Mittelpunkt. Die Montage aus Archivmaterial und zum Teil neu aufgenommenen Off-Texten und O-Tönen wird aus der Perspektive von Elfriede Jelinek erzählt.

Regie führt Claudia Müller, es produziert CALA FILM. Mit den Stimmen von Ilse Ritter, Sandra Hüller, Stefanie Reinsperger, Sophie Rois, Maren Kroymann und Martin Wuttke.

 

Das Filmfest München zählt zu den bedeutendsten Filmfestivals im deutschsprachigen Raum. Es stellt Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme sowie Fernsehfilme in internationaler, europäischer oder deutscher Erstaufführung vor. Um die zwanzig Münchner Kinoleinwände werden bespielt. Die diesjährige Ausgabe fand von 23. Juni bis 2. Juli 2022 statt.

«Die Regisseurin hat eine einzigartige künstlerische Vision, die mit der Protagonistin harmoniert. Ihr Film ist ein Paradebeispiel für die Annäherung zweier unterschiedlicher Kunstdisziplinen: Film und Literatur.»

Elfriede Jelinek

Elfriede Jelinek

Elfriede Jelinek, geboren 1946 in Mürzzuschlag in der Steiermark, zählt zu den bedeutendsten deutschsprachigen Gegenwartsautorinnen.

Neben Theaterstücken, Lyrik, Essays, Übersetzungen und Romanen (u.a. «Die Klavierspielerin», 1983; «Lust», 1989 und «Die Kinder der Toten», 1995) schreibt sie Hörspiele und Drehbücher.

Ausgezeichnet wurde Elfriede Jelinek mit zahlreichen Literaturpreisen, u.a. dem Heinrich-Böll-Preis der Stadt Köln (1986), dem Peter-Weiss-Preis der Stadt Bochum (1994), dem Bremer Literaturpreis (1996), dem Georg-Büchner-Preis (1998), dem Heine-Preis der Landeshauptstadt Düsseldorf (2002), dem Mülheimer Dramatikerpreis (2002 und 2004), dem Lessing-Preis (2004) und dem Franz-Kafka-Preis (2004).

2004 erhielt Elfriede Jelinek den Nobelpreis für Literatur.

Elfriede Jelinek lebt in Wien und München.